Veränderung als Konstante im Leben: Was du und ich von meinem 86 Jahre alten Vater lernen können.
„Je älter ich werde, desto weniger will ich Veränderungen. Das ist komisch, aber ich will, dass einfach alles so bleibt wie es ist. So ist es aber nicht. Es ist immer was, bis zum Tod. Anstatt, dass man einfach in Ruhe sterben kann.”
Dieser Satz meines Vaters hat mich berührt - und nachdenklich gemacht. Er sagte ihn, als wir neulich zusammensaßen und er gerade erfahren hatte, dass er sich zwei Zähne ziehen lassen muss. Eine weitere Veränderung, auf die er keine Lust hatte, die aber nun mal unumgänglich war. Es soll hier nicht um diesen medizinischen Eingriff selbst gehen, sondern schlicht um die Tatsache, dass sich die Dinge immer wandeln werden, auch wenn wir das vielleicht irgendwann immer weniger wollen.
In unserer heutigen Welt sind Veränderung und Anpassung allgegenwärtig.
Begriffe wie "VUCA" und "BANI" beschreiben die zersplitterte und unvorhersehbare Natur unserer Zeit. Nichts scheint mehr so zu sein, wie es einmal war, und die einzigen Konstanten sind die immerwährenden Veränderungen, die uns herausfordern, immer wieder neu zu reagieren und uns anzupassen.
Doch nicht jeder fühlt sich in dieser ständigen Veränderung wohl. Mein Vater gehört einer Generation an, die die Dinge so nimmt, wie sie kommen – ohne großes Klagen oder Hadern, zumindest nicht nach außen.
Veränderung und innere Stabilität
In meiner Arbeit als Coach begegnen mir viele Menschen, die sich in dieser VUCA- und BANI-Welt verloren fühlen. VUCA steht für:
Volatility (Volatilität): Schnelle und unvorhersehbare Veränderungen in allen Bereichen.
Uncertainty (Unsicherheit): Schwierigkeit, zukünftige Entwicklungen vorherzusagen.
Complexity (Komplexität): Eine Vielzahl von miteinander vernetzten Variablen, die schwer zu durchschauen sind.
Ambiguity (Mehrdeutigkeit): Situationen, in denen Ereignisse oder Informationen unterschiedlich interpretiert werden können.
BANI steht für:
Brittle (Brüchigkeit): Systeme und Strukturen, die stabil erscheinen, aber bei geringem Druck zusammenbrechen können.
Anxious (Angst): Ein Gefühl der Unsicherheit und Angst angesichts der unvorhersehbaren und schnellen Veränderungen.
Non-linear (Nicht-Linearität): Ereignisse, die unvorhersehbar und oft unverhältnismäßig eskalieren oder abflauen.
Incomprehensible (Unverständlichkeit): Die Schwierigkeit, die Ereignisse und ihre Ursachen zu verstehen.
Während manche die ständige Veränderung als Chance zur Weiterentwicklung sehen, empfinden andere sie als Belastung. Nicht jeder Mensch hat die gleiche Fähigkeit zur Anpassung, nicht jeder hat "Flexibilität" ganz oben auf seiner persönlichen Stärkenliste. Und genau das muss ein guter Coach erkennen und berücksichtigen: Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen.
Stärkenorientierung als Schlüssel
Ich erinnere mich an meine Fortbildung zum „Laufbahn- und KarriereCoach“. Darin haben wir kreative und agile Methoden ausprobiert, um mit Veränderungen leichter umzugehen.
„Um Himmelswillen“, denke ich jetzt mit diesem Satz meines Vaters im Kopf, „vielleicht fühlen sich manche Menschen auch damit einfach heillos überfordert.“
Und genau das ist der Punkt: So inspirierend und hilfreich diese „agilen“ Methoden auch sind, sie passen nicht auf jede Lebenssituation und schon gar nicht auf jeden Menschen. Manche Menschen empfinden den Druck zur ständigen Anpassung als überwältigend. Es ist wichtig, das zu verstehen und zu respektieren. Besonders in Change Prozessen, deren Erfolg meistens von der Bereitschaft oder eben dem Widerstand der beteiligten Menschen abhängt.
Im Coaching geht es darum, den individuellen Weg zu finden, der für jeden Einzelnen gangbar ist. Ähnlich wie im Yoga – da holen wir die Menschen auch dort ab, wo sie gerade stehen. Denn nicht jede Übung passt für jeden Körper.
Im Coaching bedeutet das: Nicht jede Methode passt zu jedem Menschen. Einige Menschen benötigen mehr Zeit, um sich auf Veränderungen einzulassen, und das ist völlig in Ordnung.
Altersweisheit und Generationenverständnis
Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit meinem fast 87 Jahre alten Vater verbringen kann. Seine Altersweisheit zeigt mir, dass es auch anders gehen kann. In einer Welt, die von vielen als chaotisch und unberechenbar empfunden wird, lebt er nach dem Motto: „Das Leben ist, wie es ist.“ Dieser Pragmatismus und die Fähigkeit, das Leben mit all seinen Herausforderungen anzunehmen, ohne zu klagen, sind Eigenschaften, von denen wir alle etwas lernen können – besonders die Generationen Y und Z, die oft mit hohen Erwartungen und einem Überangebot an Möglichkeiten konfrontiert sind.
Der Schlüssel: Dich selbst kennen lernen
Wie können wir also in einer Welt, die sich ständig wandelt, innerlich stabil bleiben?
Der erste Schritt ist, sich selbst besser kennenzulernen.
Was sind deine Stärken? Was gibt dir Halt? Welche Veränderungen bereiten dir Unbehagen, und wie kannst du damit umgehen?
Wenn du dich selbst gut kennst, kannst du Veränderungen als Teil des Lebens akzeptieren und mit ihnen umgehen – ganz gleich, was das Leben dir präsentiert.
Ein erster Schritt zu mehr innerer Stabilität durch Eigenverständnis ist der "Deep Dive" in dein individuelles Stärkenprofil. Denn nur wenn du deine eigenen Stärken und Grenzen kennst, kannst du in Bewegung bleiben und das Leben leicht nehmen – auch wenn es sich manchmal schwer anfühlt.
Fazit: Jeder in seinem Tempo
Veränderung ist unvermeidlich, aber jeder Mensch hat sein eigenes Tempo, sich ihr zu stellen. Als Coach sehe ich es als meine Aufgabe an, jeden dort abzuholen, wo er oder sie gerade steht, und den Weg zu mehr innerer Stabilität und Stärke gemeinsam zu finden. Und ja, die Welt wird sich weiterdrehen, und wir werden uns anpassen müssen. Aber wir dürfen uns auch Zeit lassen, uns selbst treu bleiben und lernen, die Veränderungen des Lebens mit Gelassenheit zu nehmen.
So wie mein Vater es tut – und so, wie wir es alle tun können, wenn wir uns die Zeit nehmen, uns selbst besser zu verstehen und auf unseren eigenen, individuellen Weg zu vertrauen.
It’s NOW or never!
Buche deinen DEEP DIVE in dein individuelles Stärkenprofil. Finde heraus, was dich wirklich stark macht, und lerne, Veränderungen als Chance zu sehen – in deinem eigenen Tempo und auf deine Weise. Denn das Leben ist Veränderung, und du gestaltest es durch deine Sichtweise darauf.
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